Einzelausstellung Kurt Schwerdtfeger 10. November – 09. Dezember 2007 |
Abb. Titel: >Selbstportrait<, ca. 1962 Betonguss, Foto: Olaf Raschke
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Hans-Werner Kalkmann |
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Kurt Schwerdtfeger, der Bildhauer |
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Dieses „plastische Denken“ Schwerdtfegers manifestiert sich neben vielen anderen besonders in einer Kleinplastik, die eine Gruppe von Kriegern darstellt, die sich mit Schilden vor einem Angriff schützen. Bekannt geworden ist diese Verteidigungstechnik ja durch die Römer, die sie >Schildkröte< nannten, womit das Bilden eines Panzers gemeint war. Die Bronzeskulptur zeigt 6 stark stilisierte männliche Figuren von denen man nur die Köpfe und die Füße sieht. Der Rest ist durch Schilde abgedeckt. Alles zusammen bildet eine organisch miteinander verschmolzene Einheit. Diese Einheit ist von allen Seiten her und auch von oben betrachtbar, was ein weiteres Merkmal schwerdtfegerischer Skulpturen ist – es gibt keine Ansichtsseite. Schwerdtfeger treibt den Abstraktionsprozess bei dieser Skulptur so weit, dass sich bei der Draufsicht auf diese Bronze aus der Kriegergruppe eine geöffnete Blüte entwickelt – und Blütenskulpturen, geöffnet oder als Knospe, hat er ebenfalls geschaffen, denn es ist das Leben, das ihn interessiert und aus dem er seine Motive schöpft. Diese Motive verdichtet er dann zu einem Konzentrat, das mit Stein, Beton oder Bronze in Form gebracht im Raum eine eigenständige Wirklichkeit entwickelt. Der in unserem kollektiven Gedächtnis gespeicherte Formenkanon findet so individuelle Anknüpfungspunkte die helfen, einen Zugang zur Skulptur zu finden und somit unsere Weltsicht zu bereichern und zu erweitern. |
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Das Reflektorische Farblichtspiel Nach 1945 hat Schwerdtfeger die „Reflektorischen
Farblichtspiele“ mit Studierenden der Pädagogischen
Hochschule Alfeld (jetzt Universität Hildesheim) rekonstruiert.
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Kurt Schwerdtfeger 1897 geboren in Hinterpommern 1914-18 Soldat im 1. Weltkrieg 1920-24 Studium der Bildhauerei am Bauhaus 1924-33 Ausstellungen in der Berliner Sezession, Novembergruppe, Stettiner Landesmuseum Metropolitan Museum New York, Paris, Aufträge für Kunst am Bau 1925 Leiter der Bildhauerklasse an der Kunstgewerbeschule in Stettin 1937 Entlassung aus dem Lehramt, Entfernung der Arbeiten aus den Museen, Diffamierung durch das NS-Regime 1939-45 Soldat im 2.Weltkrieg, 1945 Verlust sämtlicher Arbeiten in Stettin ab 1946 Professor für Kunstpädagogik an der PH Alfeld, (jetzt Universität Hildesheim), Neubeginn der künstlerischen Tätigkeit als Bildhauer, Ausstelllungen im In- und Ausland, Kunst am Bau 1953 Mitglied im Deutschen Künstlerbund 1964-66 Rekonstruktion des „Reflektorischen Farblichtspiels“ 1966 gestorben in Hildesheim-Himmelsthür |