ein Hörstückim Rahmen der AusstellungLEND ME YOUR EAR

Samstag, 05. August 2006, 20:00 h

Claudia Mischke
Claudia Mischke

Es liest Claudia Mischke

Vitae

Claudia Mischke, gebürtig 1966, im niederrheinischen Krefeld.

Schauspielausbildung im Berlin der Achtziger. Kannte die Mauer von beiden Seiten. Kochte und arbeitete bald nach ihrem Fall mit Ulrich Plenzdorf. Kehrte mit seinen Kabarettstücken ins heimische Rheinland zurück.

Passionierte Reisende mit einer Neigung zu fremden Zungen. Unternimmt stundenlange Fußmärsche, um mit einem Buch oberhalb der Baumgrenze in den Tessiner Alpen in der Sonne sitzen zu können.
Vergangenheit als Straßenmalerin in Barcelona und Rio de Janeiro.

Theater, Musical, Kabarett und Fernsehen in Berlin, Düsseldorf, Köln.

Claudia Mischke spricht fürs Radio und bearbeitet Literatur für die Lesebühne.

Sie lebt mit ihrer Familie in Köln und im Tessin.

Hans-Peter Faßbender
Hans-Peter Faßbender

Musikalische Improvisationen von Hans-Peter Faßbender

Vitae

Hans-Peter Faßbender, Jazzpianist, Jahrgang ´64.

Nach einem Ausflug studienhalber nach Arnheim/ NL seiner niederrheinischen Heimat treu.

Schöpfer von Bühnenmusiken, musikalischer Leiter, Musikproduzent, Tonstudiobetreiber, Lehrer.

Im Tim-Isfort-Orchester symphonische Big-Band-Musik mit SchauspielerInnen und Sängern wie Katharina Thalbach, Blixa Bargeld, Christian Brückner.

Italo-Pop-Coverband.

Filmmusik (so mit Bargeld für „Recycled“).

Und aus Leidenschaft immer mal wieder der Mann am Klavier. Hinter Rauchschwaden. In der Bar.

I Promessi Sposi – Die Brautleute (1827)

Mailändische Geschichte aus dem 17. Jahrhundert, entdeckt und neu eingerichtet von Alessandro Manzoni (geboren 1785 in Mailand, gestorben 1873 ebenda)

„ ‚Ich habe Ihnen zu verkündigen’, war heute Goethes erstes Wort bei Tisch, ‚daß Manzonis Roman alles überflügelt, was wir in dieser Art kennen. Ich brauche Ihnen nichts weiter zu sagen, als daß das Innere, alles was aus der Seele des Dichters kommt, durchaus vollkommen ist, und daß das Äußere, alle Zeichnung von Lokalitäten und dergleichen, gegen die großen inneren Eigenschaften um kein Haar zurücksteht. Das will etwas heißen.’ “ So berichtet Eckermann unter dem Datum Mittwoch, den 18. Juli 1827, in seinen Gesprächen mit Goethe.

Unsere Geschichte beginnt am 7.November 1628, kurz nach Sonnenuntergang. Sie umspannt knapp zwei Jahre. Ort der Handlung ist die Lombardei im Norden Italiens:
„Jener Arm des Comer Sees, der sich nach Süden wendet, um zwischen zwei ununterbrochenen Bergketten lauter Buchten und Busen zu bilden, je nachdem die Berge vorspringen oder zurückweichen, verengt sich beinahe mit einem Schlag, um Lauf und Gestalt eines Flusses anzunehmen, gesäumt von einem Vorgebirge zur Rechten und einem weiten Küstenstrich auf der anderen Seite; und die Brücke, die hier die beiden Ufer verbindet, scheint dem Auge diese Verwandlung noch sinnfälliger zu machen und die Stelle zu bezeichnen, wo der See aufhört und die Adda wieder beginnt, die jedoch bald darauf wieder den Namen See annimmt, wo die erneut auseinandertretenden Ufer dem Wasser Raum geben, sich in neuen Buchten und Busen auszubreiten und zu verlaufen.“

Die Personen in der Reihenfolge ihres Erscheinens

Don Abbondio, der Pfarrer unseres kleinen Dorfes am Ufer des Sees, eigentlich kein schlechter Kerl, aber ein Hasenfuß und deshalb alles andere als standhaft –
„…was freilich nicht heißen soll, daß nicht auch er sein bißchen Galle im Leib gehabt hätte. Aber da es schließlich auf der Welt und in seiner Nähe Menschen gab, von denen er sehr genau wußte, dass sie unfähig waren, Böses zu tun, konnte er an ihnen gelegentlich seine lang aufgestaute schlechte Laune ablassen und sich auch einmal der Lust hingeben, ein bisschen überspannt zu sein und zu Unrecht herumzuschreien.“

Die Bravi, professionelle Schurken
„Diese Spezies war damals in der Lombardei weit verbreitet, und das schon seit geraumer Zeit: Bereits am 8. April des Jahres 1583 erklärt der Durchlauchtigste und Exzellenteste Herr Don Carlos von Aragón, Generalkapitän Seiner Katholischen Majestät in Italien, usw., usw…, Gouverneur von Mailand, umfassend unterrichtet über das unerträgliche Elend, in welchem diese Stadt Mailand wegen der Bravi und Vagabunden gelebt hat und immer noch lebt, dieselben in Acht und Bann, welche keinen Beruf haben oder, wenn sie einen haben, ihn nicht ausüben…sich aber, ohne oder auch mit Entlohnung, irgendeinem Ritter oder Edelmanne, Beamten oder Kaufmann anschließen…um ihnen Beistand und Vorschub zu leisten oder in Wahrheit, wie man vermuten darf, anderen Fallen zu stellen…“

Perpetua, die Haushälterin des Pfarrers,
„…deren Launen von Tag zu Tag häufiger wurden, seit sie das kanonische Alter der Vierzig überschritten hatte und immer noch unverheiratet war, da sie alle Heiratsanträge, die ihr gemacht worden waren, abgelehnt hatte, wie sie sagte, oder sich nie jemand gefunden hatte, der sie haben wollte, wie ihre Freundinnen sagten.“
Renzo Tramaglino, der Bräutigam, ein zwanzigjähriger Seidenspinner, geradlinig und impulsiv.

Lucia Mondella, die Braut, ein sanftes Reh von vollkommener Gottesfurcht und Aufrichtigkeit

Agnese Mondella, Lucias Mutter, großherziges Gemüt, bauernschlau, lediglich etwas arg schwatzhaft

Pater Cristoforo, ein Kapuzinermönch von kraftvoller, intelligenter, aufopfernder Natur, der sein Temperament mit Demut und Mühe im Zaum hält.

Don Rodrigo, anmaßender, aufbrausender reicher junger Edelmann, der die ganze Gegend terrorisiert mit seinen Bravi. Stellt Lucia zum Spaß nach.

Tonio, „ein Bauer, ein fröhlicher Geselle – schade, daß er so wenig hat, sonst würde er alles hier ausgeben“, meint der Dorfschenk über ihn.

Gervaso, Tonios Bruder, ein Einfaltspinsel

Die Signora wurde von ihren reichen Eltern gegen ihren Willen ins Kloster gezwungen und gerät auf Abwege. Von großer gesellschaftlicher Macht, setzt sie sich für Lucia ein, da sie hofft, ihr Gewissen so etwas zu erleichtern.

Der Graue, der Übelste unter Don Rodrigos Bravi, scheint ihm bedingungslos ergeben…

Don Attilio, Don Rodrigos Vetter, auch nicht besser als der, hat gute Verbindungen zur Mailänder Regierung.

Der Ungenannte, erst verbrecherischer Burgherr, der schlimmste Übeltäter von allen, taucht er in unserer Geschichte an einem persönlichen Wendepunkt auf.

Kardinal Federigo Borromeo, der Erzbischof von Mailand, schon zu Lebzeiten ein Heiliger, wirkt wohlwollend auf das Schicksal der Unseren ein.

„Liebt euch wie Reisegefährten, im Bewußtsein, euch irgendwann trennen zu müssen, und mit der Hoffnung, euch für immer wiederzufinden.“

(Pater Cristoforo)