Franziska Rutishauser (CH)
*1962
13. 08. – 18. 09. 2016
Vernissage 13.08.2016
um 17.00 Uhr
im Kunstgebäude Schlosshof Bodenburg.
Schirmherrin ist die Schweizer Botschafterin Frau Christine Schraner Burgener.
Kuratiert von Dr. Margit im Schlaa,
Kunsthistorikerin Berlin.
Öffnungszeiten: Sa 15–18 Uhr · So 11–18 Uhr und nach Vereinbarung
Kontakt: info@kunstverein-bad-salzdetfurth.de
Die Schweizer Künstlerin Franziska Rutishauser setzt sich in der Ausstellung reeling to real mit den aktuellen und brisanten Themen des Klimawandels und des Zeitalters des Anthropozän auseinander. Sie reflektiert das Problem, dass die globale Bedrohung vom Menschen ausgeht und daher eine größere Bewusstheit für das eigene Tun verlangt als bisher. Die Ausstellung präsentiert Werke der letzten Schaffensjahre der Künstlerin (Malerei, Zeichnung, Leuchtkästen-Installation), die das Bewusstsein der Betrachter_innen für das Problem schärfen, dass die allseits präsente globale Naturbedrohung jeden Menschen betrifft. Ihre Arbeiten sprechen die Empfindung von Selbstbetroffenheit an und weisen auf die Notwendigkeit hin, Selbst- und Umweltwahrnehmung zu verändern. Mittels fotorealistisch anmutender Ölmalerei, die die Grenzen zwischen den Medien Malerei und Fotografie verwischt und zum Teil an Wissenschaftsfotografie erinnert, thematisiert die Künstlerin die Bedingungen und Grenzen der sinnlichen Realitätswahrnehmung sowie die Suche nach neuen Erkenntnissen, um Wirklichkeit und menschliches Dasein als Aggregatzustände in ständigem Wandel neu zu begreifen.
Franziska Rutishausers Arbeiten untersuchen das Anthropozän im Hinblick auf die Frage, inwieweit das Verhältnis von Realität und Abstraktion, von Natur und Kultur von Wahrnehmungsbedingungen abhängig ist. Die Motive ihrer künstlerischen Arbeit sind der Natur entnommen, sind zum Teil bizarre, nicht genau zu identifizierende oder auch degenerierte Erscheinungsformen, die zu immer neuen Assoziationen und Interpretationen inspirieren und zugleich das Bewusstsein schärfen. Mit dem vertieften Sich-Einlassen auf diesen unerschöpflichen visuellen Reichtum bildete sich ihr präzises, analytisches Sehen aus, das zugleich die Wahl ihrer künstlerischen Mittel begründet. In den Medien Zeichnung und Malerei präsentiert sie naturale Bildmotive wie Pflanzen, Gesteinsbrocken, Wasser und Äste, die Fotografie dient ihr als Grundlage für diese Arbeit, aber auch als eigenständiges experimentelles Medium. Obwohl ihre früheren Arbeiten zum Teil fotorealistischen Charakter haben, geht es ihr doch nie um eine rein illusionistische Wiedergabe des Gesehenen, sondern um die Offenbarung unwirklich anmutender oder rein abstrakter Strukturen, die vor allem aufgrund der zunehmenden Abstraktion der Farbgebung vielfältige Rezeptionsmöglichkeiten offenbaren. In ihren jüngsten Arbeiten der Serie „Aggregation-Dark light matter“ erzeugt der Farbbereich Rot, verbunden mit Strukturen, die aus der Momentaufnahme fließenden Wassers stammen, Irritation durch Mehrdeutigkeit in Bezug zum Realitätsabgleich in der Wahrnehmung der Betrachter. Diesen Faktor der Irritation verfolgte die Künstlerin über viele Jahre von anfänglich subtilen bis immer deutlicher erkennbaren Störungen in der bildhaften Wiedererkennung (von Material aus) der realen Umwelt. Ihre Neuausrichtung der Wahrnehmung ermöglicht es, Wirklichkeit und menschliches Dasein als Spiegel menschlichen Bewusstseins zu begreifen, in dem Mensch und Natur durch das Wechselspiel von Wahrnehmung und Interpretation amalgamieren.
Es ist diese Idee von Natur als Projektion menschlichen Bewusstseins, die Rutishausers künstlerische Arbeit motiviert. Ihre Arbeiten unter dem Obertitel „Anthropomorphismen“ beispielsweise sind Ausdruck für das Hineinprojizieren von in der Erinnerung gespeicherten Formen, von Bekanntem und menschlich Relevantem, das die Umwelt vertrauter werden lässt und den Anschein erweckt, dass sie Bezug zum menschlichen Wesen nimmt; die abstrakte, gegenstandsverfremdende Farbgebung sowie die dynamische Formensprache dagegen reflektieren die Unmöglichkeit einer eindeutigen Identifikation der Realität und den permanenten Wandel der Natur, der in Abhängigkeit vom menschlichen Subjekt gedeutet wird. So lassen sich Rutishausers Werke als mindscapes verstehen, als Landschaften des menschlichen Bewusstseins und Projektionen von Gedanken über Sichtbares, die als zu keinem Ende kommende Schleifen und Aneinanderkettungen von Assoziationen verbildlicht werden.
Stationen der Künstlerin
Franziska Rutishauser, 1962 in Münsingen/Schweiz geboren, lebt in Berlin, Bern und Nizza und studierte von 1982–1988 an der Schule für Gestaltung (heute Hochschule für Kunst) und der Universität Bern.
Ausstellungen (Auswahl)
- 2015 Men-Scapes
- Land-Scapes - Franziska Rutishauser`s unearthly realities
- Galerie WHITECONCEPTS
- Berlin; 2015 Stroh & Gold
- Solinger Kunstverein e.V. 2014 Fotografische Installationen
- Carpentier Galerie
- Berlin. 2013 abstrakt-real
- Ölbilder
- Zeichnungen
- Leuchtkästen
- Galerie Christine Brügger
- Bern / CH. 2011 Dark light matter
- Ölbilder und Zeichnungen
- Galerie Fred Fargo
- Berlin. 2010 Berliner Liste
- Münze
- Berlin. 2009 Blick zurück und auf Neues
- Galerie Christine Brügger
- Bern / CH. 2006 Stroh & Gold
- Schloss Holligen
- Bern / CH; 2006 Wasser geformt
- Schloss Hünigen
- Konolfingen / CH. 2005 Die Welt ist Halma
- Galerie Artraktion
- Bern / CH. 2004 Galerie Vita
- Solothurn / CH.
Webseite der Künstlerin:
http://www.franziska-r.ch
Wir danken den Förderern der Ausstellung
Landschaftsverband Hildesheim
Kulturstiftung der Sparkasse Hildesheim
Stadt Bad Salzdetfurth
Stiftung Kunstgebäude Schlosshof Bodenburg
Ihr Team des Kunstvereins Bad Salzdetfurth