Petrus Wandrey
11. Dezember 04 – 22. Januar 05
Wir freuen uns, endlich in einer Einzelausstellung beispielhafte Werke des DIGITALISMUS von Petrus Wandrey aus mehreren Jahrzehnten zeigen zu können, waren doch Beiträge von ihm bereits in unseren internationalen Gruppenausstellungen seit 1998 regelmäßig zu sehen.
Hans-Werner Kalkmann / Vorsitzender
Die Ausstellung wird gefördert von:
ati kunsttransporte gmbh berlin
Edition zur Ausstellung
IDOL 2004
Siebdruck auf Bütten
Auflage 50 Ex., num., sign.
70 x 50 cm, 250,- EUR
Vorbemerkung
Das Wort »digital« hat in den letzten Jahren auf seinem Siegeszug durch Technik und Medien auch Einzug in den Alltag der Menschen gehalten. Jeder Erstklässler, weiß heute, dass er eine Digitaluhr am Handgelenk trägt oder dass seine Camera eine digitale ist. Digitale Messgeräte, digitale Nachrichtenübertragung, digitale Tonträger etc. sind aus unserem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken und zu selbstverständlichen Elementen bei vielen unserer Tätigkeiten geworden. Petrus Wandrey hat in seinem künstlerischen Schaffen sehr früh diese Entwicklung vorausgeahnt und sein Werk zum »Digitalismus« hin entwickelt.
Der »Digitalismus« des Petrus Wandrey umfasst ein breites Spektrum unseres privaten und öffentlichen Lebens und beschränkt sich nicht allein auf Bilder, Objekte oder Skulpturen. Vielmehr widmet sich der Künstler auch der Entwicklung von Gebrauchsgegenständen, Möbeln, Leuchten, Raumtextilien etc. bis hin zu der Raumgestaltung von 1980, dem »Poolart-Room« mit dem er den ersten Schritt in Richtung CASA DIGITALIS, dem digitalen Haus machte.
Anknüpfend an Werke der Surrealisten Max Ernst, René Magritte oder Salvador Dali, beschäftigte sich Wandrey intensiv mit der Welt des Surrealen, gelangt aber sehr schnell – nicht zuletzt auch durch seine Freundschaft mit Dali und auf dessen Impuls hin zur Entwicklung einer eigenen Bild- und Formensprache die sich zu einer neuen Kunstrichtung entwickelt, die er DIGITALISMUS nennt und von ihr als einer „interkulturellen Kunstrichtung“ spricht.
Inhaltlich greift Wandrey eine Vielzahl von Themen auf, verliert aber dabei nie den Menschen aus seinem Blickfeld – im Gegenteil: er stellt ihn meist in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen und vernetzt ihn in einem viel größeren Zusammenhang: er bezieht den Weltraum als Lebensraum des Menschen mit ein. Das wird zum Beispiel in seinen »Orbiter«-Werken (1990) oder »Atomic Time Guardien« (1988) und in der Skulptur »Computermans Clock« (1987) deutlich.
Dass Wandrey in seinen Werken häufig einen kritischen Ansatz hat, ist schon aus der Betitelung zu ersehen, was nicht bedeutet, dass es sich hier um eine allgemeine Technikfeindlichkeit handelt. Im Gegenteil: Lebenslust und Daseinsfreude kommen in vielen seiner Werke zum Ausdruck, und hier sei stellvertretend die Serie der »DANCER« genannt.
Einen solchen »Dancer«, den 3,55 Meter hohen »EURO DANCER« aus Korten- und Edelstahl, konnte der Kunstverein Bad Salzdetfurth im Juni 2003 auf dem überregionalen »Radweg zur Kunst« mit Hilfe eines ortsansässigen Sponsors aufstellen und der Öffentlichkeit übergeben. Außerdem nahm Petrus Wandrey an mehreren unserer internationalen Gruppenausstellungen teil. Wir freuen uns deshalb ganz besonders, den Künstler des DIGITALISMUS in seiner Einzelausstellung DIGITAL – GENIAL in unserem Kunstgebäude zeigen zu können.
Bemerkungen
„DIGITALISMUS – Stilrichtung in Bildender Kunst, die sich der digitalen Darstellungscharakteristik bedient und somit die Formensprache der digitalen Techno-Epoche ist.“ – Selten hat ein Künstler so zutreffend seinen Stil und seine Gestaltungstechnik gekennzeichnet wie der in Hamburg lebende Digitalist Petrus Wandrey. Ihm geht es also nicht um Bildproduktion mit dem Computer. Wandrey gibt nicht vor, mit Software Kunst machen zu wollen, wie das leider eine Heerschar naiver Tochnikgläubiger von sich behauptet. Wenn das Medium allein schon die Botschaft ist – heiliger McLuhan -, dann kann ja die Botschaft nicht „Kunst“ sein, sondern bloß wieder das Medium Graphic-Computer-In-Action.
Bazon Brock / SPIEGEL-special 03 / 1995
Als Wandreys Tafelbild „Science and Beyond“ 1978 an der Fordham Universität in New York eingeweiht wurde, rief er die DIGITALISMUS – Bewegung ins Leben. Dabei wurde die Sehweise des anbrechenden Computer-Zeitalters zum gestalterischen Prinzip erhoben, ein Pixel als kleinste Bildschirm-Einheit zum strukturierenden Mittel. Seitdem hat er einen spielerischen und gleichzeitig kritischen Umgang mit den elektronischen Medien gepflegt, sein Repertoire stets konsequent erweitert.
David Galloway / Auszug, Katalogtext Retrospektive Petrus Wandrey, Museum
der Bildenden Künste Leipzig, Leipzig 1999
Auf der einen Seite stehen die Chips und Leiterplatten als reale Formen, mit denen Wandrey spielt und komponiert. Andererseits bedeuten sie für ihn Hieroglyphen einer geheimnisvollen, surreal-mystischen Welt. Seine Kunst wandert zwischen den Welten, der realen Welt der Form und der surrealen Welt der Sendung und Botschaft.
Harald Falckenberg /Auszug, Ausstellungseröffnungsrede
Hauptkirche St. Katharinen, Hamburg, 2000
Petrus Wandrey
1939 in Dresden geboren – lebt und arbeitet in Hamburg
Einzelausstellungen ( Auswahl )
1978 Proklamation des DIGITALISMUS, Institut of Scientific Humanism at Fordham University, New York
1983 „Venus‘ TV“- Panasonic, Funkausstellung ’83, Berlin
1986 „DIGITALISMUS“, MBB-Raumfahrtzentrum, München
1989 „DIGITALISMUS“, Elektronic Banking Centre, Dresdner Bank, Frankfurt
1990 „DIGITALISMUS“, Braunschweigisches Landesmuseum, Braunschweig
1991 „DIGITALISMUS“, Niedersachsen-Pavillon, Industriemesse, Hannover
1992 „DIGITALISMUS“, Deutsche Aerospace – Airbus GmbH, Hamburg
1994 „ENGEL FÜR EUROPA“, Dom zu Braunschweig, Braunschweig
1995 „DIGITALISMUS“, Galerie Hans Meyer GmbH, Düsseldorf
1997 „ENGEL FÜR EUROPA“, Lutz Teutloff Galerie, Köln
1998 „DIGITALE KUNSTOBJEKTE“, Herforder Kunstverein, Herford
1999 „PETRUS WANDREY – RETROSPEKTIVE“, Museum der Bildenden Künste Leipzig, Leipzig
„COOL-COOL“, Galerie Lindinger+Schmid, Regensburg
2000 „ANGEL AGE“, Hauptkirche St. Katharinen, Hamburg
2002 „PETRUS WANDREY“, Galerie Sabatier ( Verden ) – im Rot-Kreuz-Krankenhaus-Bremen, Bremen „PETRUS WANDREY – MEISSENER PORZELLAN FÜR DIE DIGITALE EPOCHE“, Galerie im Meissen-Haus, Köln
Gruppenausstellungen (Auswahl)
1983 LINEA’83, Gent
1994 FIAC ’94, Galerie Hans Meyer GmbH, Paris
1996 „TORSO“, Galerie M. Schlieper, Hagen
„EIN HAUS VOLLER HÄUSER“, Galerie Lindinger+Schmid, Regensburg
„ARTIST FOR NATURE“, Bundeskunsthalle, Bonn
1998 „EUROPA, BESTEIGE DEN STIER!“, Kunstverein Bad Salzdetfurth
e.V.,Bodenburg
„AUGENLUST“, Kunsthaus Hannover, Hannover
„GLOBAL FUN“, Städtisches Museum Leverkusen, Schloß Morsbroich, Leverkusen
1999 „VOM SKARABÄUS ZUM NEW BEETLE“, Kunstverein Bad Salzdetfurth e.V., Bodenburg
2000 „AUF DEN PUNKT GEBRACHT“, Grassi-Museum, Leipzig
2001 „TEMPO“, Temporäres Museum Schloß Untergröningen, Untergröningen
2003 „DER AUGENBLICK IST EWIGKEIT“, Kunsthalle e.V., Halle